Meinen üblichen Arbeitsalltag lasse ich für zwei Wochen zuhause. Derjenige auf dem Gnadenhof Papillon ist komplett anders: Hunde begrüssen, Velo abstellen, Schaf Fleur und Ziege Heidi separat füttern, Hunde füttern, Ziege Pistache abwehren, Gans vom ins Bein zwicken abhalten, Kiste Frischfutter auf die gesamte Weide verteilen, Waldkatzen füttern, frisches Wasser ins Entenbecken einlassen, Heu auffüllen, Hasen mit Grünfutter versorgen, überall Wasserstellen leeren-reinigen-frisch füllen, Pistache am Einbrechen in den Hühnerstall hindern, Hasen streicheln, Körner bei den Hühnern und Tauben erneuern, Platz fegen, Futternäpfe säubern, Pferdeboxen ausmisten, Sandplatz und Weide abäppeln, die Schafe Paul und Fleur streicheln, immer wieder die Schubkarre auf den Misthaufen leeren, Kompost entsorgen und x-mal die Tore auf und hinter mir zumachen, Schweine-Futter richten, Schubkarre beladen, Ferkel mit einer Schale Mais vom Tor weglocken, Futtertroge füllen, Hühnerkörnerschalen in die Häuschen stellen, Mais in beiden Schweinegehege verstreuen, Suhle füllen, Wassertröge füllen, Ausgangstor doppelt sichern, Wassereimer leeren-säubern-neu befüllen, schimpfende Gänse umrunden, Gans Paysley einfangen und Augensalbe geben, Quarantäne-Tiere versorgen (Kaninchen, Wasserschildkröten, Tauben, Hasen, Igel), Katzenjunge mit wild fauchender Katzenmama füttern, Katzenklos säubern, Hundekot-Runde machen, Ziege Heidis Blase ausdrücken, Medikamente besprechen, Stallgasse und Platz fegen.
Es waren nur wenige Tage, gefühlt jedoch ein Eintauchen in eine andere Welt. Eine, in welcher Beziehungen gelebt werden. Die Verantwortung füreinander ist kein leeres Wort, sondern sind umgesetzte Taten.
Die Menschen, denen ich auf dem Hof begegne, bringen eine hohe Sozialkompetenz mit. Sie beschreiben ihre Intention als Kombination aus dem Leben ihrer Tierliebe und zugleich als das Finden von innerer Ausgeglichenheit und Glück in der körperlichen Arbeit auf dem Gnadenhof. Gegenseitige Sympathie ist ganz schnell spürbar, obwohl für ein näheres Kennenlernen während der pausenlosen Hofarbeit eigentlich gar keine Zeit übrig ist. Dennoch bleiben nicht nur Namen, sondern zugleich ganz viele von Herzen kommende Begegnungsmomente.
Ich habe Tiere und Menschen innerhalb zweier Wochen in mein Herz geschlossen. Meine Liebe zu Tieren konnte ich intensiv und realitätsnah ausleben und dies nicht nur bei mir bekannten Tierarten wie Katzen, Hasen, Hunden und Pferden, sondern auch Hühnern, einem Truthahn, Schweinen, Gänsen und vor allem Ziegen und Schafen ohne Berührungsängste begegnen und erkennen, dass auch sie auf Namen reagieren und Streicheleinheiten geniessen.
Zurück zu meinem Textanfang: Oh ja, es ist streng, ich bin gefordert, der Eimer ist schwer und nur schon die verschiedenen Tormechanismen überfordern mich. Und vielleicht ist es genau das, was mich anzieht. Meine Arbeit bewirkt etwas. Ich liebe jedes kurze Streicheln oder Ansprechen eines Tieres zwischen den Abläufen. Ich liebe jede hilfreiche Unterstützung und alle humorvollen Anweisungen der Hofleute.
Das Papillon-Fieber gibt es. Dass ich davon betroffen bin, daran zweifle ich nicht. Im Gegenteil, ich geniesse es. Und bereits jetzt sehne ich mich nach dem Wiedersehen mit der Gemeinschaft Papillon, die so viel Gutes tut, Gutes gibt und nachhaltige Spuren hinterlässt. Allen gilt mein grosser Respekt!
Bis bald, ich komme wieder!
Andrea